Familientradition: Dorfschreiner seit 1900
Rusterholz «Glasmax»
Hundert Jahre sind es, seit Karl Rusterholz seine Schreinerei an der Kreuzstrasse 3 in Wädenswil errichtet hat. Die Familientradition wird heute durch seinen Enkel, Max Rusterholz bestens bekannt unter dem Markenzeichen «Glas-Max» an der Seestrasse 151 weitergeführt. Das Credo des soliden Handwerksbetriebs ist Qualität zur vollen Zufriedenheit der Kunden.
Der 1875 geborene Karl Rusterholz erlernte den Schreinerberuf und sammelte seine Erfahrungen als Geselle auf der Walz. Er landete schliesslich in Colmar, wo er längere Zeit arbeitete. Überzeugt davon, in fremden Landen alt tüchtiger Arbeiter gut zu verdienen, beauftragte er vor Antritt seiner Wanderschaft einen Architekten, bis zur Jahrhundertwende an der Kreuzstrasse ein Haus mit Werkstatt zu bauen. Der junge Handwerker hatte sich in den Kopf gesetzt, nach seiner Rückkehr eine eigene Schreinerei zu betreiben.
Selber Herr und Meister sein
Mit dem Bau wurde 1898 begonnen. Als Karl Rusterholz im Jahr 1900 von Colmar zurückkehrte war das Haus bis an den Innenausbau beendet. Allerdings war der Hausherr nicht nur von der Grösse des Hauses überrascht, sondern auch von den Kosten. Auf jeden Fall war das Geld knapp, und er musste sich beim Fertigausbau «nach der Decke strecken». Für einen schönen Parkettboden reichte das Geld nur noch in der Stube, in den anderen Zimmern musste man sich mit Tannenriemen-Böden begnügen. Der Schreinereibetrieb wurde eingerichtet und liess sich recht gut an. Die auf der Walz gesammelten Erfahrungen des jungen Handwerksmeisters zahlten sich aus. Nachdem das Haus fertig erstellt war und der Betrieb aufgenommen werden konnte, gründete Karl Rusterholz eine Familie. Er heiratete eine aus der Nachbarschaft, dem Hause Gottlieb Heim an der Stegstrasse stammende Schreinertochter. Nachdem auch der Schwager von Karl Rusterholz den Schreinerberuf ausübte, war ein breites Fundament für eine lange Familientradition gelegt.
Gute Jahre nach Krieg und Krise
Die erfreuliche Entwicklung des Betriebes und die Zeit der finanziellen Erholung war von kurzer Dauer. Der Erste Weltkrieg (1914–1918) und die anschliessende Wirtschaftskrise bedeuten den steten Kampf um die Existenz. An diese überaus schwere Zeit, in der wieder jeder Rappen zweimal umgedreht werden musste, schloss sich der Zweite Weltkrieg an, der erneut Probleme und Entbehrungen mit sich brachte. Nachher setzte dann aber gegen Ende der Vierzigerjahre ein Bauboom ein, von dem auch der Schreinereibetrieb profitieren konnte. Allerdings war daran nicht mehr der Gründer beteiligt, sondern bereits sein Sohn Carl Rusterholz, der 1946 das Geschäft übernommen hatte.
Nach 100 Jahren: «Glas-Max» Max Rusterholz, der Enkel des Gründers, in seiner Werkstatt an der Seestrasse 151.
Nebst allgemeinen Schreinerarbeiten hatte sich der Inhaber auf die Herstellung von Fenstern und Glaserarbeiten spezialisiert. Einer der grössten Aufträge, so wusste Enkel Max Rusterholz zu berichten, seien anfangs der Fünfzigerjahre die neuen Kirchenbänke in der reformierten Kirche Wädenswil gewesen, die Carl Rusterholz im Rahmen einer Arbeitsgemeinschaft habe produzieren und montieren können. Im Jahr 1976 wurde der Betrieb bei einem weiteren Generationenwechsel in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Bei dieser Gelegenheit machte sich Max Rusterholz selbstständig, nachdem er bis anhin bei seinem Vater gearbeitet hatte. Er öffnete in Bäch eine eigene Schreinerwerkstatt. In dieser Eigenschaft übernahm er oft Aufträge, vor allem Montagearbeiten, der Familien-AG in Wädenswil.
«Glas-Max» wird zum Markenzeichen
Als die Wädenswiler Firma 1992 infolge Todesfalls des Inhabers Ihre Tätigkeiten aufgab, übernahm Max Rusterholz deren Kunden und setzte die Familientradition fort. Sein Geschäftsdomizil verlegte er an die Seestrasse 151, wo er maschinell topmodern eingerichtet ist. Er ist nicht nur ein versierter und ideenreicher Kundenschreiner, sondern hat sich vor allem rund ums Glas zum Meister des Fachs entwickelt. Grossbetriebe hätten oft kaum Zeit für Reparaturen oder individuelle Anpassungen, meinte Max Rusterholz. Da fand er eine Nische, in der er seine Geschäftsphilosophie praktizieren kann: schnell zur Stelle, exakte Arbeit und effiziente Abwicklung. Schnelle Einsätze sind vor allem im Glasbereich wichtig. Fenster, die aus welchem Grund auch immer, in die Brüche gehen, müssen sofort ersetzt werden. Das kann sogar mitten in der Nacht sein, wenn er von der Polizei nach einem Einbruch für eine Notverglasung aufgeboten wird. Max Rusterholz liebt seinen Beruf. Mit Freude geht er jeden Tag an seine Arbeit und hofft natürlich, dass das ehrbare Handwerk, das er ausübt, wenn es Zeit ist einen Nachfolger aus seiner Familie findet, damit die Tradition auch in Zukunft fortgesetzt werden kann.
Max Rusterholz mit Familie. Ob es aus der Einzelfirma einmal einen Familienbetrieb geben wird?
Quelle: baukultur-waedenswil.chKarl Rusterholz, geb. 1875, der die Schreinerei an der Kreuzstrasse im Jahr 1900 gründete.
Nach 100 Jahren: “Glas Max” Max Rusterholz, der Enkel des Gründers, in seiner Werkstatt an der Seestrasse 151.